Confessions of a self-publisher
Die neue Idee
Ha! Mit dieser Marketing-Idee stürzen sich die Leser in Scharen auf meine Bücher.
Halt! Stopp. Nicht so schnell. Wie genau soll ich das denn umsetzen?
Und ach. Dann der Aufwand, der dafür notwendig ist. Am Ende interessiert es doch wieder keinen. Schon gar keine Leser.
Da schreibe ich doch lieber am nächsten Roman weiter. Die Dialoge gehören überarbeitet – sie sind Sch***e, sagt mein Coach. Auch wenn er es anders ausgedrückt hat. Das nächste Buch und dessen Qualität ist langfristig wichtiger; zählt mehr als der Blogpost und das Bild auf Instagram. Oder doch nicht? Warum spricht da niemand Klartext?
Aus irgendeinem Grund folgt mir sowieso keiner. Wie festgenagelt hänge ich bei 100 Followern. Und egal, was ich mir als Marketing-Maßnahme überlege, die Buchverkäufe stimuliert es nicht. Als kitzele ich eine Leiche.
Buch Marketing mit Ads?
Selbst mit Ads auf Amazon und Facebook bewegt sich nichts. Dabei habe ich mir letzte Woche, mitten in der Nacht ein Webinar von Nick Stephenson reingezogen. Und das auf Englisch. Nur um zu lernen, wie man mit Ads und Büchern Geld macht. Ist ja nicht so, dass ich nicht besser werden will.
Aber was im UK Kindle-Shop zu funktionieren scheint, verbrennt bei mir nur Geld. Mein Konto ist so rot wie eine Kommunisten-Versammlung. Die Leute auf Facebook, die die Werbung sehen, kaufen nicht … Es ändert nichts – ist zwecklos. Niemand klickt auf den magischen Kaufen-Button.
Dann doch lieber auf Seth Godin und Ryan Holiday hören? Werbung wird erst dann geschalten, wenn der Wagen rollt. Ads ziehen deinen Karren nicht aus dem Dreck, sie beschleunigen ihn »nur«.
Die heilige Email Liste!?
In meine Email-Liste schaue ich lieber erst gar nicht rein. Kein einziger neuer Abonnent. Ein Freudenfest für mein Versagens-Journal. Das sollte ich echt führen, damit ich mir mal vor Augen halte, was ich mir so antue. Wozu all die Qual?
Die Email-Liste kann ja nicht funktionieren, solange ich das Freebie vor mir herschiebe. Logisch, oder? Ein alternatives Ende von meinem Debüt-Roman stelle ich mir interessant vor. Aber, und das ist ein großes ABER: Was soll das bringen, wenn das Original schon niemand liest? Herrje.
Also nutze ich die Zeit lieber weise: am neuen Roman.
Oder ich gebe das Schreiben auf. Echt! Wenn meine Bücher niemand liest, dann ist es eben so. Irgendwann ist mein Genre wieder in, und dann fange ich das Schreiben erneut an.
Alles Neu macht der Mai?
Oder – ich überdenke Cover und Titel. Blöd nur, dass das nicht nur Zeit, sondern zusätzlich eine Menge Geld kostet. Ach, das erledige ich ein anderes Mal, wenn ich mehr Inspiration verspüre. Das Cover war teuer und eigentlich finde ich es großartig … ich verstehe gar nicht, warum niemand mein Buch kauft.
Der Titel! Aber wenn ich den ändere, dann muss ich das Buch komplett neu publizieren. Wäre das so schlecht? Dann überarbeite ich es und verbessere die Punkte, die bei der ersten Leserunde beanstandet worden sind.
Boah, das ist Arbeit! Jetzt anzufangen macht ja gar keinen Sinn und raubt mir die Zeit für mein neues Roman-Baby.
Ich fühle mich als zerreisse mich eine Streckbank mit zwei Folterknechten. Einer heißt Schreiben, der andere Marketing.
Nein, die Überarbeitungen müssen besser geplant sein. Da brauche ich einen freien Tag für. Meine Familie wird sich freuen, wenn ich das verkünde.
Reizwort: Leserunde!
Oder eine neue Leserunde veranstalten? Puh, die Letzte ging extrem ins Geld. Der Druck der Taschenbücher, inklusive Versandkosten. Dazu der logistische Aufwand beim Verpacken und Verschicken. Und am Ende … die wenigsten haben eine Rezension abgegeben.
Das gebrauchte Taschenbuch, das seit einiger Zeit auf Amazon angeboten wird, stammt bestimmt aus der Leserunde. Frechheit! Mache ich nicht noch einmal! Basta.
Also doch Facebook Ads? Oder mal Instagram probieren? Das klappt sicher. Da ist doch jetzt jeder. Die neuen Follower leite ich alle auf meine Homepage … dort sollen sie meine Bücher kaufen. Oder doch in den Newsletter? Oder besser gleich auf die Amazon Seite? Nein, da kauft ja jetzt schon niemand. Dein Buch kon-ver-gier-t nicht, hat mir mal so ein Marketing-Heini gesagt. Genau, ich bin nicht gierig genug, oder was heißt das?
Ich lasse besser alles so, wie es ist, und bringe was Neues raus. Die beste Werbung für dein Buch ist doch dein nächstes Buch, oder nicht?
Der Einheitsbrei des Autoren-Marketing
Ich verstehe nicht, warum einige Autoren erfolgreicher sind als andere. Dabei machen doch alle das Gleiche. Schauen voneinander ab. Ob Adventskalender, Gewinnspiele, Leserunden, (Event)Lesungen und Instagram und FB-Live. Ja ja, ein paar Autoren sind auch auf Twitter. Warum eigentlich? Es gibt sogar Schreiberlinge, die rezensieren Bücher anderer Autoren, in der Hoffnung damit Sichtbarkeit für die eigenen zu ergattern. Aber mal ehrlich, wer liest schon Rezensionen vor einem Buchkauf? Ich nicht! Und wenn, dann die eigenen. Die 1-Stern-Bewertungen blende ich dabei natürlich aus. Muss mein Selbstbewusstsein schützen.
Rein statistisch bringen es 30 Millionen Menschen in Deutschland pro Jahr auf 350 Millionen Buchkäufe. Jährlich fließen ungefähr 80.000 Neu-Publikationen auf den Markt. Das macht rund 4375 Verkäufe pro Buch. Da sollte doch für jeden Autor was dabei sein! Nein, einige versauern auf ihrem Bücherhort, die anderen drucken nicht schnell genug nach.
Und dann, ja dann gibt es da die magischen Marketing-Kurse für Autoren. Die machen Hoffnung! Jeder kann schreiben und vermarkten. JEDER! VERSTANDEN! Ich fühle mich schlecht, wenn mich Werbung mit einem solchen Kurs konfrontiert. Darin lernt man, wie Ads geschaltet werden. Wie mein Funnel, Leser von kalten zu warmen Leads transformiert. Als flößen sie durch einen Durchlauferhitzer. Über drei strategische Touchpoints landen sie dann als Fans in meiner Email-Liste. Von dort spreche ich sie an wie auf einer Tupper-Party im Wohnzimmer. Und KA-CHING: Business! Denn in deiner Liste sind ja nur echte Fans! Wenn du 1000 davon hast, lebst du sorgenfrei. So sagt man. Wer eigentlich?
Ich verstehe es nicht, ein Kurs kann gar nicht ALLE Autoren erfolgreich machen. Allein schon das Prinzip der Positionierung spricht dagegen. Jeder Autor muss anders sein; außergewöhnlich und gegen den Strom schwimmen.
Mein Fazit!
Ach, hab ich die Schnauze voll!
Ich will nicht mehr Sand in der Wüste verkaufen.
Mein Marketing soll anders sein.
Ich ergebe mich nicht dem Einheitsbrei – ich will meinen Lesern in die Augen schauen. Sie sollen lieben, was sie lesen. Mein Body of Work soll durch Qualität überzeugen.
Die Statistiken meiner Verkäufe kann ich nicht ändern. Wie ich auftrete und schreibe schon.
Nicht aufgeben ist die Devise. Langfristig denken und handeln, immer weiter über mich reden, auch wenn grad alles zum Heulen ist – denn Erfolg ist eine Treppe. Lange Zeit bewege ich mich auf einer Stufe. Robbe ich darauf nur lange genug und voller Sturheit weiter, dann geht es bald steil hinauf zur nächsten. Ein weiterer Schritt geschafft.
Ich bleibe authentisch, in meinen Büchern und meinen Auftritten.
Ads schalte ich erst, wenn ich ein organisches Grundrauschen an Verkäufen habe. Dann ist »Word of Mouth« an der Arbeit. So, basta.
Wenn das erste Buch sich nicht selbst verkauft, dann stümpere ich noch an irgendeinem Punkt. Ich werde lernen, was dieser ist und ihn verbessern.
Und ja, vielleicht nehme ich den ein oder anderen Autoren-Kurs mit.
Ein Coach und Mentor ist ebenso Pflicht.
Und dann die Faulheit abschütteln.
Stur – weiter – nach – vorn!
So wird das was.
In diesem Sinne: Don’t blame the mirror for your ugly face.
Keine Gnade, kein Aufgeben, Mr. Schriftsteller!